FAQ zum Usutu-Virus

Am Usutu-Virus verstorbene Singdrossel vor blauem Hintergrund
Am Usutu-Virus verstorbene Singdrossel   ©David Maupilé
Am Usutu-Virus verstorbenes Amselmännchen vor das von einem Forscher in Kittel und Handschuhen in den Händen gehalten wird.
Am Usutu-Virus verstorbenes Amselmännchen   ©David Maupilé
Am Usutu-Virus verstorbenes Amselmännchen vor dunklem Hintergrund
Am Usutu-Virus verstorbenes Amselmännchen   ©David Maupilé

Stand: August 2024

Adresse der Untersuchungsstelle für Usutu-Viren:

Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit
Bernhard-Nocht-Straße 74
20359 Hamburg
Telefon: 040-285380-862

1. Was ist das Usutu-Virus?

Das Usutu-Virus (USUV) aus der Familie der Flaviviren wird von Stechmücken (u. a. Gemeine Hausmücke, Culex pipiens) zwischen Vögeln übertragen, die als Hauptwirt fungieren. Ursprünglich stammt das Virus aus Afrika und vermutlich haben Zugvögel das Virus vor langer Zeit nach Europa eingeschleppt. Spätestens seit Mitte der neunziger Jahre sorgt das Virus für kleinere, wiederkehrende Ausbrüche unter Vögeln in Europa, die oft mit einem Amselsterben einhergehen.

 

Aufnahme von Usutuviren unter dem Elektronenmikroskop
Aufnahme von Usutuviren unter dem Elektronenmikroskop   ©BNITM
Farblich codierte Kartendarstellung der Verteilung des Usutu-Virus in Deutschland
Farblich codierte Kartendarstellung der Verteilung des Usutu-Virus in Deutschland   ©BNITM

2. Wo kommt das Usutu-Virus vor, und wie ist die aktuelle Lage?

Nach dem ersten Nachweis des durch Stechmücken übertragenen Usutu-Virus in Deutschland im Jahr 2010 kam es in den Jahren 2011/2012 zu einem großräumigen Ausbruch des Virus, das ein Massensterben von Amseln in Südwestdeutschland verursachte. In den darauffolgenden Jahren zirkulierte das Virus weiterhin in der Region, ein auffälliges Amselsterben wurde jedoch erst wieder in den Jahren 2016/2017 beobachtet. Dieser Ausbruch war mit einer deutlichen Arealausbreitung Richtung Nordwest- und Ostdeutschland verbunden, wobei parallel auch eine starke Viruszirkulation in Belgien und den Niederlanden beobachtet wurde. 

2018 gab es einen massiven deutschlandweiten Ausbruch. Auch 2020 konnte eine starke Aktivität des Usutu-Virus festgestellt werden. Insgesamt wurden damals mehr als 500 Vögel an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin geschickt. Für mehr als 40% der Vögel konnten wir das Usutu-Virus nachgeweisen. Stärkere Aktivität beobachteten wir insbesondere für den Norden und Osten Deutschlands.

Auch aktuell ist das Usutu-Virus offenbar wieder sehr aktiv in Deutschland. Jeden Tag erreichen das BNITM aus dem gesamten Bundesgebiet dutzende Einsendungen verendeter Vögel, vor allem Amseln. Noch konnten nicht alle Tiere untersucht werden, aber von den bisher getesten Proben waren 25 Prozent Usutu-Virus-positiv.

3. Besteht eine Gefahr für den Menschen oder andere Tiere?

Die Übertragung von Usutu-Viren auf den Menschen erfolgt eher zufällig (ebenfalls über Stechmücken) und kann zum Usutu-Fieber führen. Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge; in seltenen Fällen kann es zu einer Gehirnentzündung kommen.

 

Auf einem Stein liegende am Usutu-Virus verstorbenes Amselmännchen
Am Usutu-Virus verstorbenes Amselmännchen   ©BNITM

 

Seit einigen Jahren werden Blutproben teilweise routinemäßig neben anderen Infektionserregern auch auf Usutu-Viren untersucht. Dabei wurden bisher zwei Infektionen entdeckt, die bei den betroffenen Personen jedoch keine Erkrankungen auslösten. Da die Personen keine Reisen unternommen hatten, mussten sie sich in Deutschland angesteckt haben. Eine Infektion mit dem Usutu-Virus scheint also in Deutschland möglich, ist aber noch kein Grund zu Sorge und wird von Blutspendezentren gemeinsam mit wissenschaftlichen Institutionen weiter beobachtet.

Auch wenn dazu bisher kaum belastbare Daten vorliegen, können sich auch andere Säugetiere (z.B. Pferde oder Fledermäuse) mit dem Usutu-Virus infizieren. Deren Krankheitsverlauf und Symptome sind jedoch noch unbekannt.

Zur Prävention gegen das Usutu-Virus ist eine Entfernung oder Abdeckung (Deckel oder feinmaschige Netze) von möglichen Brutgewässern von Stechmücken im eigenen Garten eine wirksame Methode.

Besonders wichtig ist der virologische Nachweis von Usutu-Viren in tot aufgefundenen Amseln und andern Vögeln. Diese Untersuchungen nehmen das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg (BNITM), das Friedrich-Löffler-Institut auf der Insel Riems (FLI) sowie Veterinär-Untersuchungsämter vor. BNITM und FLI sammeln bundesweit alle Untersuchungsergebnisse und werten sie aus.

Bitte unterstützen Sie die wissenschaftlichen Untersuchungen durch das Einsenden toter Vögel (ganzjährig). Die Vögel sollten baldmöglichst eingesammelt und frischtot eingeschickt werden. Bitte beachten Sie dazu folgende Punkte:

  • Obwohl nach aktuellem Wissenstand keine Infektionsgefahr von den Vögeln ausgeht, werden zum Hantieren mit toten Vögeln das Verwenden von Handschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte sowie eine anschließende Händereinigung empfohlen.

 

Darstellung, wie man eine tote Amsel mit Kühlakkus per Post an das BNITM verschicken kann. Ein Zettel mit Fundort, Funddatum und Finder:in sei mit beizulegen.
Tote Amseln lassen sich mit Kühlakkus per Post an das BNITM schicken. Bitte einen Zettel mit Fundort, Funddatum und Finder:in beilegen.   ©BNITM
  • Tote Vögel sollten direkt an das BNITM in Hamburg geschickt werden. 
  • Sorgen Sie bitte für einen zügigen Versand und eine sichere Verpackung! Idealerweise sollten die Vögel mit einem Tiefkühlakku versehen oder alternativ gefrorenem Wasser in Plastikflaschen, gut gepolstert und wasserdicht verpackt versendet werden. In den Sommermonaten ist eine Isolation mit Styropor sinnvoll.
  • Es empfiehlt sich besonders vor Wochenenden die Einsendung mit dem BNITM oder den Untersuchungsämtern vorab telefonisch abzustimmen.
  • Ist ein sofortiger Versand nicht möglich, müssen die Vögel bis zum Versand gut verpackt tiefgefroren aufbewahrt werden.
  • Einsender sollten auf der Verpackung den Schriftzug „Freigestellte veterinärmedizinische Probe“ anbringen.
  • Fügen Sie Ihrer Sendung genaue Informationen zum Absender sowie zu Fundort (mit PLZ) und Funddatum bei.
  • Leider können keine Versand- und andere Unkosten erstattet werden. Wie zahlreiche Mitmenschen unterstützen Sie mit ihrer Zuarbeit jedoch die Erforschung des Usutu-Viren-Ausbruches tatkräftig!
  • Die Untersuchung der eingesandten Vögel wird vom BNITM kostenlos vorgenommen, und selbstverständlich erhält jeder Einsender vom BNITM eine Rückmeldung über das Resultat der virologischen Untersuchung.

Weiterhin besteht die Möglichkeit tote Vögel zunächst dem NABU online zu melden und ggf. ein Foto beizufügen. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf den Seiten des NABU:

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/krankheiten/usutu-melden.html

Kontakt

  • Prof. Dr.  Jonas Schmidt-Chanasit
  • Leitung Abteilung Arbovirologie und Entomologie
  • Telefon: +49 40 285380-546
  • E-Mail: schmidt-chanasit@bnitm.de
  • Dr.  Renke Lühken
  • Research Group Leader
  • Telefon: +49 40 285380-862
  • E-Mail: luehken@bnitm.de
  • Dr.  Anna Hein
  • Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
  • Telefon: +49 40 285380-269
  • E-Mail: presse@bnitm.de
  • Julia Rauner
  • Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
  • Telefon: +49 40 285380-264
  • E-Mail: presse@bnitm.de