Kooperationen mit Hochschulen
Medizinische Fakultät der Universität Hamburg / Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Die Verbindungen zwischen dem Institut und der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg (UHH) sind historisch gewachsen und eng. Bereits seit ihrer Gründung 1920 widmet die Medizinische Fakultät der UHH einen Lehrstuhl der Tropenmedizin, erster Lehrstuhlinhaber und Dekan der Fakultät war Bernhard Nocht. 1993 erhöhte sich die Zahl der tropenmedizinischen Lehrstühle an der Medizinischen Fakultät auf drei C4-Professuren, bislang waren sie der Parasitologie, Immunologie und Klinischen Forschung zugeordnet. Derzeit wird die Professur für Immunologie durch eine Änderung der Denomination als W3-Professur für Epidemiologie besetzt. Darüber hinaus sind aktuell zwei weitere Mitarbeiter:innen des BNITM außerplanmäßige Professor:innen und vier Mitarbeiter:innen des Instituts Privatdozent:innen mit Lehrveranstaltungen in der Medizinischen Fakultät. Ein Kooperationsvertrag zwischen dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und BNITM besteht seit 1998. Zu dem Sonderforschungsbereich 841 „Leberentzündung - Infektion, Immunregulation und Konsequenzen“ des UKE trägt das BNITM seit 2009 zwei Projekte zur Leberbeteiligung bei Malaria bzw. Amöbiasis bei.
Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften (MIN) der Universität Hamburg
Die Zusammenarbeit des Instituts mit der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften (MIN) der Universität Hamburg (UHH) hat sich in den letzten Jahren grundlegend intensiviert. Dies war dringend erforderlich, da seit Jahren über 80% der Doktorand:innen des Instituts in den MIN-Fächern, überwiegend in Biologie promovieren. Zunächst wurde 2014 ein neuer Kooperationsvertrag mit der UHH geschlossen. Ein besonderer Meilenstein war zudem 2014 die gemeinsame Einrichtung und Ausstattung einer W3-Professur „Zelluläre Parasitologie“ (Gilberger), die sowohl BNITM und MIN-Fakultät verbindet, als auch für beide Einrichtungen eine Brücke zum Zentrum für strukturelle Systembiologie (CSSB) am Deutschen Elektronensynchrotron (DESY) bildet. Darüber hinaus setzte sich die inzwischen äußerst enge Zusammenarbeit 2015/ 2016 mit Besetzung der W2-Professuren für Arbovirologie (Jonas Schmidt-Chanasit) und Medizinische Entomologie (Esther Schnettler) fort.
Ohnehin ist eine Mitarbeiterin des BNITM außerplanmäßige Professorin (Prof. Iris Bruchhaus), und zwei Mitarbeiter:innen des BNITM sind Privatdozent:innen an der MIN-Fakultät der UHH. Ein Großteil der Lehre in der Zell- und Molekularbiologie des Masterstudiengangs Biologie wird in mehrwöchigen Kursen und Modulen am BNITM abgehalten.
Universität Erfurt
Seit 2021 kooperiert das BNITM mit der Universität Erfurt, welche als Reformuniversität mit ihrem zum Teil ungewöhnlichen Lehr- und Forschungsprofil von Anfang an auf Interdisziplinarität setzte und sich den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit stellt: Forschungsgruppen aus der Gesundheitskommunikation, der Sozial-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie, der Bildungsforschung, der Empirischen Sozialforschung und der Kommunikationswissenschaft arbeiten an der Fragestellung, wie wissenschaftliche Erkenntnisse umgesetzt werden können, um Krankheiten bestmöglich zu bekämpfen. Die Universität Erfurt und das BNITM sehen erhebliches Potential für einen gemeinsamen Forschungsschwerpunkt insbesondere im Bereich der Implementionsforschung und Gesundheitskommunikation. So leitet die Erfurter Diplompsychologin Prof. Dr. Cornelia Betsch als Leibniz Best Minds- Professorin seit Herbst 2021 auch die Arbeitsgruppe Gesundheitskommunikation am BNITM innerhalb der Sektion Implementationsforschung. Ihre Gruppe betrachtet hier aus der Perspektive der Psychologie Fragen des Infektionsschutz sowie den Zusammenhang von Gesundheitsschutz und Klimaschutz, vor allem in ressourcenarmen Ländern.
Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST), Kumasi, Ghana
Seit 1997 betreibt das BNITM zusammen mit der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi, Ghana, und dem ghanaischen Gesundheitsministerium (MoH) das Kumasi Centre for Collaborative Research (KCCR), ein Forschungs- und Ausbildungszentrum auf dem Campus der KNUST. Grundlage ist ein Staatsvertrag zwischen der Republik Ghana und der Freien und Hansestadt Hamburg. Das Universitätskrankenhaus in Kumasi (Komfo Anokye Teaching Hospital) ist ein wichtiger eigenständiger Forschungspartner des BNITM für klinische Studien.
Netzwerke
Die Leibniz-Gemeinschaft
Das Bernhard-Nocht-Institut ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 93 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.700 Personen, darunter 9.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,8 Milliarden Euro.
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung
Das BNITM koordiniert die Arbeit des Standortes Hamburg-Lübeck-Borstel-Riems im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Übergeordnetes Ziel des DZIF ist die Translation, d.h., Ergebnisse aus der Grundlagenforschung möglichst zielgerichtet in die klinische Anwendung zu übertragen. Am Standort sind neben dem BNITM die Universität Hamburg, das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die Universität zu Lübeck, das Friedrich-Loeffler-Institut, das Heinrich-Pette-Institut und das Forschungszentrum Borstel beteiligt. Diese sieben universitären und außeruniversitären Einrichtungen forschen insbesondere im Bereich globale und neu-auftretende Infektionen.
Die wissenschaftliche Arbeit im DZIF ist thematisch fokussiert: Wissenschaftler:innen, die sich auf die Erforschung eines Erregers oder einer Methodik spezialisiert haben, arbeiten in ihren Fachgebieten zusammen. Der Standort Hamburg-Lübeck-Borstel-Riems ist dabei strukturell bei den Themen „Neu-auftretende Infektionskrankheiten“, „Malaria“, „HIV“, „Tuberkulose“, „Neue Antibiotika“ und „Afrikanische Partner-Institutionen“ vertreten. Darüber hinaus werden Projekte zu diesen Themen sowie zu „Infektionen im immungeschwächten Wirt“, „Hepatitis“, „Krankenhauskeime und Antibiotika-resistente Bakterien“ und „Neuen antiviralen Substanzen“ durchgeführt.
Leibniz Center Infection (LCI)
Natürliche Partner des BNITM für eine intensive Zusammenarbeit in der Infektionsforschung sind die beiden weiteren infektionsbiologisch ausgerichteten Leibniz-Institute im Raum Hamburg, das Leibniz-Institut für Virologie (LIV) und das Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum (FZB). Die drei Institute ergänzen sich thematisch in hervorragender Weise in der Erforschung der weltweit bedeutendsten Infektionskrankheiten und haben sich zum Leibniz Center Infection (LCI) zusammengeschlossen. Ein Kollegium, bestehend aus den leitenden Wissenschaftler:innen der Institute, lenkt das LCI.
Neben regelmäßigen Konsultationen veranstaltet das LCI gemeinsam internationale Symposien und fördert institutsübergreifende Forschungskooperationen, die bereits zu einer Reihe gemeinsamer Publikationen geführt haben. Das BNITM hat zudem eine Leibniz Graduate School „Infections" initiiert, die gemeinsam von den drei Leibniz-Instituten gestaltet wird. Sechs LCI-Stipendiaten/-innen und weitere Doktoranden/-innen der drei Institute nehmen an dem dreijährigen Doktorandenprogramm teil. Zudem sind alle drei LCI-Institute im Leibniz-Forschungsverbund „INFECTIONS in an Urbanizing World - Humans, Animals, Environments“ vertreten. Gemeinsam mit weiteren Leibniz-Instituten und anderen Partnern widmet sich dieser Verbund der interdisziplinären Forschungskultur und Kommunikation über die Fächergrenzen hinweg, um schneller den neuen Herausforderungen durch Infektionskrankheiten begegnen zu können. Unter anderem sollen Strategien für Frühwarnsysteme und Risikoabschätzungen auch unter Beteiligung der Öffentlichkeit entwickelt werden.
Zentrum für Strukturelle Systembiologie (CSSB)
Das CSSB widmet sich der Infektionsbiologie und Medizin unter Anwendung von struktur- und molekularbiologischen Methoden und bildgebenden Verfahren in Verbindung mit systembiologischen Ansätzen. Unser Ziel ist, die Mechanismen zu enträtseln, die wichtigen pathogenen Prozessen zugrunde liegen, um bessere Behandlungsmöglichkeiten gegen bakterielle und virale Krankheitserreger zu finden. Hierfür nutzen wir die weltweit einzigartigen Forschungsinfrastrukturen auf dem DESY Campus. Das CSSB ist eine gemeinsame Initiative von neun norddeutschen Forschungspartnern, und zwar dreier Universitäten und sechs Forschungsinstitutionen. Unser Bestreben ist es, ein international führendes Forschungszentrum in der Metropole Hamburg zu etablieren.
Leibniz-Forschungsverbünde
Das BNITM hat sich zwei interdisziplinären Forschungsverbünden der Leibniz-Gemeinschaft angeschlossen. Seit 01.01.2013 ist das Institut Partner im Leibnizforschungsverbund (LFV) Wirkstoffe und Biotechnologie. Dieser bündelt mit 17 Leibniz-Instituten eine breit angelegte Forschung an und zu Molekülen mit biologischer Wirkung. Die Mitgliedschaft ist insbesondere für die Forschungstätigkeit der Arbeitsgruppe Clos relevant. Das BNITM ist zudem Gründungsmitglied des Forschungsverbunds „INFECTIONS“, der im Dezember 2015 vertraglich vereinbart wurde. Ziel ist es, durch eine interdisziplinäre Forschung und Kommunikation neue Strategien und Methoden für Frühwarnsysteme, ein verbessertes Management von Ausbrüchen und eine optimierte Eindämmung der Erregerausbreitung zu entwickeln. Die übergeordnete Aufgabe des Verbunds ist es zudem, als Pilotprojekt eine erfolgreiche interdisziplinäre Kommunikations- und Kooperationsstruktur zu entwickeln. Dazu findet ein begleitendes externes Erfolgsmonitoring statt, das der Leibniz-Strategiefonds finanziert.
Kooperationen mit anderen Forschungseinrichtungen
Kooperationen in Deutschland
Robert Koch-Institut
In einer Kooperationsvereinbarung wurden 2009 die Versorgungsleistungen abgestimmt – auf Seiten des Robert Koch-Instituts (RKI) für die einheimischen Erkrankungen, auf Seiten des BNITM für Infektionen in anderen Teilen der Welt. So bearbeiten Mitarbeiter:innen des BNITM importierte oder außergewöhnliche Krankheitsfälle regelmäßig gemeinsam mit Kolleg:innen des RKI und publizieren besonders interessante Fälle. Beispiele waren ein Kryptosporidien-Ausbruch in Halle sowie importierte Dengue- und Zika-Fälle. Seit 2015 betraf die Kooperation insbesondere auch die Einarbeitung von Personal des RKI in die Arbeit in Hochsicherheitslaboratorien im BNITM. Ebenfalls seit 2015 arbeiten BNITM und RKI sowie die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Rahmen des Global Health-Programms des Bundesministeriums für Gesundheit eng in Projekten zur epidemiologischen Ausbildung, Organisation von mobilen diagnostischen Laboratorien sowie in einer Expertengruppe („Schnell einsetzbare Expertengruppe bei Gesundheitsgefährdungen“) zusammen, die bei Ausbrüchen zur Beratung umgehend betroffene Länder bereisen soll.
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg
Der Fachbereich Tropenmedizin des Bundeswehrkrankenhauses Hamburg (FbTropMed) ist seit 2006 Kooperationspartner des BNITM und des Centre of Tropical Medicine (Bernhard-Nocht Institut für Tropenmedizin gemeinsam mit der I. Medizinischen Klink des Universitätsklinikums Eppendorf). Mehr als ein Dutzend Mitarbeiter:innen des FbTropMed sind in der klinischen Versorgung stationärer und ambulanter Patient:innen sowie in gemeinsamen Forschungsprojekten tätig. So kann sich Fachpersonal des Sanitätsdienstes der Bundeswehr für weltweite Einsätze in Übung halten, aus- und weiterbilden und erforderliche Fachexpertise im Bereich Tropen- und Infektionsmedizin erwerben. Die Kooperation hat große Synergiewirkung, beispielsweise bisher mehr als 100 gemeinsame Publikationen oder die effektive Zusammenarbeit in der Bekämpfung der Ebola-Epidemie 2015.
Kooperationen in Afrika
Das Institut unterhält zahlreiche nationale und internationale Kooperationen in Afrika. Unsere Forschung soll ausschließlich humanen und friedlichen Zwecken dienen. Daher sichern wir uns gegen die missbräuchliche Anwendung unserer Forschung ab. Zudem wahren wir uneingeschränkt die Rechte von Ländern und Patientinnen und Patienten an ihren biologischen Ressourcen. Negative Auswirkungen unserer Forschung auf Menschen, Gesellschaft und Umwelt vermeiden oder minimieren wir. Mit unserem Wirken verpflichten wir uns dabei den UN Sustainable Development Goals.
Kumasi Centre for Collaborative Research, Kumasi, Ghana
Das Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine (KCCR) wurde 1997 als Joint Venture zwischen dem ghanaischen Gesundheitsministerium (MoH), der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi, Ghana, und dem BNITM gegründet. Grundlage ist ein Staatsvertrag zwischen der Republik Ghana und der Freien und Hansestadt Hamburg. Das moderne Forschungs- und Ausbildungszentrum auf dem Campus der KNUST wurde mit Mitteln der Volkswagenstiftung, staatlichen Institutionen und der Vereinigung der Freunde des Tropeninstituts Hamburg e.V. errichtet. Das KCCR versteht sich als internationale Plattform für biomedizinische Forschung. Es steht Forschenden nationaler und internationaler Institutionen offen.
Die enge Kooperation zwischen dem KCCR und dem BNITM erzielte bereits große Erfolge in der Grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung zu tropentypischen Krankheiten. Ziel der Kooperation ist es zudem, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern: So wird ein Beitrag geleistet, die wissenschaftlichen und technischen Ressourcen bei der Krankheitsbekämpfung zu verbessern und die multinationale wissenschaftliche Zusammenarbeit bei der Diagnose, Behandlung und dem Management von Tropenkrankheiten zu fördern. Im November 2022 feierte das KCCR mit einem großen Festakt sein 25jähriges Bestehen.
Ein ausführliches Institutsporträt finden Sie hier.
Université d‘Antananarivo, Madagaskar
Das BNITM kooperiert seit 2009 mit der Universität von Antananarivo. Die Kooperation geht auf eine Initiative des Dekans der dortigen Medizinischen Fakultät, Prof. Raphael Rakotozandrindrainy, zurück. Im Sommer 2009 verbrachte er auf Einladung von Prof. Fleischer fünf Wochen als Gastwissenschaftler am BNITM. Seit dem Start des ersten Projekts im April 2010 wurden überwiegend epidemiologische Studien zu Malaria, Chikungunya- und Dengue-Fieber, Rickettsiosen, StaphylokokkenInfektionen sowie Schistosomiasis durchgeführt. Zudem wurde die Implementierung einer multizentrischen Studie zu Sepsis bei Kindern in Madagascar initiiert und unterstützt. Neben wissenschaftlich motivierten Feldstudien waren der Aufbau einer Laborinfrastruktur sowie das Training madagassischer Wissenschaftler:innen von besonderer Bedeutung.
Die Kooperationsvereinbarung für die nächste Phase (drei Jahre) wurde am 27. Februar 2019 durch den Präsidenten der Université d'Antananarivo Prof. Panja Ramanoelina und Prof. Jürgen May vom BNITM unterzeichnet.
Irrua Specialist Teaching Hospital (ISTH), Irrua, Nigeria
Vor dem jüngsten Ebola-Ausbruch konzentrierte sich die Arbeit der Abteilung Virologie auf Untersuchungen des Lassa-Virus und des Lassa-Fiebers. Da das KCCR in Ghana außerhalb des Endemiegebiets für Lassa-Fieber liegt, baute die Abteilung eine intensive Zusammenarbeit mit dem Irrua Specialist Teaching Hospital (ISTH) in Irrua, Nigeria, auf. Dort werden zahlreiche Patient:innen mit Lassa-Fieber behandelt. Auf der Basis eines Kooperationsvertrags wurde 2008 ein Labor für die molekulare Lassa-Virus-Diagnostik etabliert. Seitdem werden jedes Jahr mehr als 1.000 Patientenproben getestet. Ca. 10% davon sind Lassa-Virus-positiv. Für die Durchführung von Forschungsprojekten zu Pathogenese und Immunologie des Lassa-Fiebers wurde 2014 ein neuer Labortrakt errichtet und mit modernen Geräten ausgestattet. Mitarbeitende der Abteilung Virologie sind mindestens zweimal jährlich vor Ort, um neue Methoden einzuführen, Projekte durchzuführen und lokale Mitarbeiter:innen zu trainieren. Die Aktivitäten in Nigeria werden durch das Auswärtige Amt, die Deutsche Forschungsemeinschaft (DFG) und die Europäische Union unterstützt.
Centre de Recherches Médicales de Lambaréné, Gabun
Das Centre de Recherches Médicales de Lambaréné (CERMEL) in Gabun ist seit 2018 ein langjähriger Kooperationspartner des BNITM. Es ist eine unabhängige Forschungseinrichtung, mit Forschungsschwerpunkten in der Malariaforschung, der multiresistenten Tuberkulose und Wurminfektionen (Filarienforschung). Seit der Coronavirus-Pandemie zählt auch die COVID-19-Forschung zum Schwerpunkt des afrikanischen Partners.
Seit 2021 leitet Prof. Ghyslain Mombo-Ngoma die AG Drug Implementation am BNITM. Zuvor führte Prof. Mombo-Ngoma die Abteilung für Klinische Operationen am CERMEL; eine Funktion, die er weiterhin innehält. Diese institutionelle Doppelaffiliation macht ihn zu einem wichtigen Partner für kommende Forschungsaktivitäten und stärkt sowohl den Bereich der Implementierungsforschung am BNITM, als auch die Verbindungen zwischen BNITM und CERMEL.
Kooperationen in Südamerika
Fundação Oswaldo Cruz (FIOCRUZ), Rio de Janeiro, Brasilien
Mit der brasilianischen Fundação Oswaldo Cruz (FIOCRUZ) verbindet das BNITM eine jahrzehntelange Zusammenarbeit. In den 1970er Jahren hat das BNITM im FIOCRUZ-Institut von Rio de Janeiro die Elektronenmikroskopie installiert und entsprechend Personal eingearbeitet. 2011 wurde der jüngste Kooperationsvertrag geschlossen, der kürzlich erneuert wurde. Aktuell konzentriert sich die Zusammenarbeit auf die Etablierung einer Surveillance von Stechmücken im Großraum Rio de Janeiro entsprechend dem CuliMo-Programm in Deutschland.
Fundação de Medicina Tropical Dr. Heitor Dourado Vieira (FMT-HDV), Manaus, Brasilien
Mit der langsam aber stetig abnehmenden weltweiten Prävalenz der Falciparum-Malaria rückt die Vivax-Malaria zunehmend in das Interesse der Wissenschaft. Der Erreger Plasmodium vivax kann im Gegensatz zu P. falciparum nicht in vitro gezüchtet werden. Daher ist für seine Erforschung eine enge Verbindung mit einem Forschungsinstitut in einem der Endemiegebiete unverzichtbar. Da P. vivax am Standort des KCCR wie in ganz Westafrika nicht vorkommt, wurde 2012 eine Kooperationsvereinbarung mit dem Tropeninstitut von Manaus geschlossen, das inmitten eines großen Endemiegebiets von P. vivax liegt. Nach einem anfänglichen Projekt zur genetischen Charakterisierung von klinischen P.-vivax-Isolaten wurde die Kooperationsvereinbarung allerdings zunächst nicht weiter mit Leben gefüllt. Sie bietet aber die Möglichkeit, jederzeit entsprechende Kooperationen wieder aufzunehmen.
Kooperationen in Europa
National Institute of Public Health und University of „Hasan Prishtina”, Kosovo
Kosovo gehört zu den europäischen Endemiegebieten des Krim-Kongo-Hämorrhagischen Fiebers (CCHF). Seit 2008 besteht eine enge Zusammenarbeit der Abteilung Virologie mit der Medizinischen Fakultät der Universität Prishtina und dem National Institute of Public Health (NIPH) zur Unterstützung diagnostischer Nachweismethoden von CCHFV. Die Zusammenarbeit wurde über die Förderung eines Projekts durch das Auswärtige Amt 2013 intensiviert und durch den Abschluss von Kooperationsvereinbarungen formalisiert. Unter Nutzung von Patientenproben aus dem Kosovo werden im BNITM molekulare und serologisch diagnostische Nachweisverfahren entwickelt. Die kosovarischen Partnerinstitutionen haben großes Interesse an der Nutzung der vom BNITM entwickelten Tests, da diese im Gegensatz zu kommerziellen Tests auch Antikörper tierischen Ursprungs anzeigen. Da CCHF nicht nur über Vektoren (Zecken), sondern auch durch Kontakt mit dem Blut infizierter Tiere (z.B. Kühe, Schafe, Ziegen) übertragen wird, besteht im Kosovo ein großes Interesse, durch den Einsatz der Tests auch das Infektionsrisiko beim Umgang mit Nutztieren und bei ihrer Schlachtung einzuschätzen.
Kooperationen in Asien
Vietnamese Military Medical University (VMMU), Hanoi, Vietnam
Im Jahr 2015 besuchte eine Delegation der Vietnamese Military Medical University (VMMU) aus Hanoi das BNITM und bot ihm an, bei der Diagnostik unklarer Meningoenzephalitiden und bei der Suche nach neuartigen Infektionserregern zusammenzuarbeiten. Hintergrund war offenbar die Ebola-Epidemie, die im Jahr zuvor in Westafrika ausgebrochen war und bei der sich das BNITM stark in der Diagnostik engagiert hatte. Da das Institut früher sehr gute Erfahrungen bei der Kooperation mit der Universität von Hue in Vietnam gemacht hatte, nahm es das Angebot an und unterzeichnete eine erste Kooperationsvereinbarung.