Mitteilung

Antikörper sind nicht gleich Antikörper

Ebola-Impfung schützt nicht so gut wie eine durchgemachte Ebola-Erkrankung Die Menge an Ebola-spezifischen Antikörpern im Blut ist nach einer Ebola-Impfung genauso hoch wie nach einer natürlichen Infektion. Allerdings schützen diese Antikörper schlechter vor einer erneuten Infektion als die Antikörper von Ebola-Überlebenden. Diese neuen Forschungsergebnisse hat die Arbeitsgruppe von Prof. César Muñoz-Fontela vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) jüngst im Fachjournal Viruses veröffentlicht.

Ebolaviren gehören zu den hämorrhagischen Fieberviren. Sie können schwere innere Blutungen verursachen. Zwischen 2013 und 2016 kam es in Westafrika zu der bisher größten bekannten Ebola-Epidemie, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite“ eingestuft wurde. Auch in den Folgejahren traten in verschiedenen Ländern kleinere Ebola-Ausbrüche auf, zuletzt in diesem Jahr in der Demokratischen Republik Kongo. Seit 2014 werden zahlreiche Impfstudien in Afrika durchgeführt und Wissenschaftler:innen forschen weltweit an wirksamen und sicheren Impfstoffen. Folgestudien ermöglichen es heute, die Immunantwort von Ebola-Überlebenden und Ebola-Geimpften zu vergleichen. Auch die Arbeitsgruppe um Muñoz-Fontela sowie Mitarbeiter von Prof. Marylyn Addo vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) untersuchten gemeinsam Blutproben von Ebola-Überlebenden aus Guinea und von Teilnehmer:innen einer Hamburger Ebola-Impfstudie. Die Blutuntersuchungen wurden im BSL4-Hochsicherheitslaboratordes BNITM durchgeführt.

Die Wissenschaftler:innen analysierten sowohl Immunzellen als auch Antikörper, die nach einer Virusinfektion gebildet werden und für eine langanhaltende Immunität gegen das Ebolavirus entscheidend sind. Antikörper sind Eiweiße, die von bestimmten Zellen (B-Lymphozyten) gebildet werden und die direkt an Viren binden. Manche dieser Antikörper haben die besondere Eigenschaft, Viren zu neutralisieren, sodass sie keine weiteren Zellen des Menschen infizieren können. Darüber hinaus werden bei einer Infektion noch weitere Zellen des Immunsystems aktiviert, die ebenfalls über andere Mechanismen Viren angreifen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Ebola-Überlebenden und die Geimpften ähnlich hohe Antikörperspiegel entwickeln. Allerdings werden die neutralisierenden Antikörper deutlich besser von Ebola-Patienten gebildet. Auch die weiteren Immunzellaktivierungen sind effizienter. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass die Konzentration von Antikörpern im Blut alleine noch keine Aussage über den tatsächlichen Impfschutz zulässt. „Nur wenn wir die Immunantworten von Geimpften und Ebola-Überlebenden im Detail vergleichen, werden wir die Wirksamkeit neuer Impfstoffe oder anderer medizinischer Maßnahmen besser einschätzen können“, unterstreicht César Muñoz-Fontela die Ergebnisse der Studie.

Das Bild zeigt verschiedene Perrsonen in Guinea

Beatriz Escudero und Emily Nelson aus der Arbeitsgruppe von Muñoz-Fontela mit Ebola-Überlebenden in Guinea


Hintergrundinformationen

Über das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) ist Deutschlands größte Einrichtung für Forschung, Versorgung und Lehre auf dem Gebiet tropentypischer und neu auftretender Infektionskrankheiten. Aktuelle Forschungsschwerpunkte bilden Malaria, hämorrhagische Fieberviren, Immunologie, Epidemiologie und Klinik tropischer Infektionen sowie die Mechanismen der Übertragung von Viren durch Stechmücken. Für den Umgang mit hochpathogenen Viren und infizierten Insekten verfügt das Institut über Laboratorien der höchsten biologischen Sicherheitsstufe (BSL4) und ein Sicherheits-Insektarium (BSL3). Das BNITM umfasst das nationale Referenzzentrum für den Nachweis aller tropischen Infektionserreger und das WHO-Kooperationszentrum für Arboviren und hämorrhagische Fieberviren. Gemeinsam mit dem ghanaischen Gesundheitsministerium und der Universität von Kumasi betreibt es ein modernes Forschungs-und Ausbildungszentrum im westafrikanischen Regenwald, das auch externen Arbeitsgruppen zur Verfügung steht.


Orginalveröffentlichung

Koch, T. et al., Ebola Virus Disease Survivors Show More Efficient Antibody Immunity than Vaccinees Despite Similar Levels of Circulating Immunoglobulins. Viruses |  https://doi.org/10.3390/v12090915

Ansprechperson

Prof. Dr. César Muñoz-Fontela

Leitung AG Virus-Immunologie

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Fax : +49 40 285380-512

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Julia Rauner

Presse- & Öffentlichkeitsarbeit

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