Mitteilung

Null Müttersterblichkeit in ghanaischem Kooperationskrankenhaus des BNITM

Das Presbyterian Hospital in Agogo, Ghana, verzeichnete im vergangenen Jahr keine Todesfälle bei Frauen unter oder nach der Geburt. Dies ist ein großer medizinischer Erfolg nach 499 Todesfällen im Jahr 2020. Die Krankenhausleitung führt den dramatischen Rückgang auch auf die intensive Zusammenarbeit mit der Wissenschaft zurück: mit dem Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine (KCCR) und seinem Mitbetreiber, dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM).

Das Foto zeigt Dorfversammlung draußen. In der Mitte steht eine Mitarbeiterin des Gesundheitswesens und erklärt etwas.
©KCCR

Gibt es Komplikationen in der Schwangerschaft oder bei der Geburt, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Das gilt für den Globalen Norden genauso wie für den Globalen Süden. Keine Müttersterblichkeit ist daher für jedes Krankenhaus eine herausragende Leistung.

Das Presbyterian Hospital in Agogo, Ghana, hat im vergangenen Jahr genau dies erreicht: Unter den 2.126 Frauen, die sich entschieden, hier ihr Kind zu bekommen, gab es nicht einen einzigen Todesfall zu beklagen.

Diesen Erfolg führt die Krankenhausleitung auf die in den vergangenen Jahren intensivierte Zusammenarbeit mit weiteren Gesundheitseinrichtungen und Akteuren in der Region zurück, vor allem auf den verstärkten Transfer wissenschaftlicher Erkenntnissen in die Praxis. Die Klinik kooperiert insbesondere eng mit der Forschungsgruppe Infektionsepidemiologie des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) und des Kumasi Center for Collaborative Research in Tropical Medicine (KCCR). In einer feierlichen Zeremonie überreichte die Krankenhausleitung dem KCCR eine Ehrenurkunde in Anerkennung der gemeinsamen Leistung.

Das BNITM ist Mitbetreiber des KCCR. Die Arbeitsgruppe wird gemeinschaftlich von Prof. Dr. Jürgen May, gleichzeitig BNITM-Vorstandsvorsitzender, und Dr. Oumou Maïga-Ascofaré (KCCR) geleitet.

Porträtfoto der erfahrenen Forscherin Dr. Oumou Maïga-Ascofaré. Sie trägt ein oranges Kopftuch, eine dunkel umrandete Brille, ein dunkelblaues Oberteil und eine gemusterte hellblaue Jacke.
Dr. Oumou Maïga-Ascofaré   ©KCCR

„Ein Jahr lang null Müttersterblichkeit – dieser Erfolg hat viele Mütter und Väter,“ sagt Maïga-Ascofaré: „Die vielen wissenschaftlichen Hilfskräfte, die regelmäßig in die zehn Gemeinden rund um Agogo fahren, um Schwangere zu beraten. Die Hebammen, die die werdenden Mütter monatlich untersuchen, vor UND nach der Geburt. Die Kolleg:innen auf Station und in den Laboren, die umgehend melden, wenn bakterielle Infektionen vorliegen. Die Forscherinnen und Forscher, die seit 2019 die Geburtskohorte durchführen, und viele mehr.“

Die Kooperationspartner haben in den vergangenen vier Jahren unter anderem erreicht, dass im Asante Akim North Distrikt mehr Schwangere an Vorsorge- und Nachsorge-Untersuchungen teilnehmen, ihren Eisenwert überwachen lassen, sich auf Malaria testen und bei Risiken eher eine Krankenhausentbindung als eine Hausgeburt erwägen. Hebammen und traditionelle Geburtshelferinnen wurden geschult, besser zu erkennen, wann eine Geburt im Krankenhaus sicherer ist. Das Presbyterian Hospital kooperiert zudem mit kleineren Gesundheitseinrichtungen im Distrikt und berät sie, wie sie kritische Situationen frühzeitig erkennen, damit sie Schwangere rechtzeitig überweisen. Es sorgt dafür, dass ausreichend Bluttransfusionen zur Verfügung stehen.

Das Foto zeigt eine Frau mit ihrem Baby nach der Geburt auf einer Untersuchungsliege. Neben ihr steht eine Mitarbeiterin des Gesundheitswesens und misst ihren Blutdruck.
Medizinische Untersuchung nach der Geburt   ©KCCR

An der Malaria Geburtskohortenstudie zur Erforschung der Immunität bei Neugeborenen und Kleinkindern haben bisher mehr als 1.200 Frauen teilgenommen. Zehn Gemeinden des Distrikts wurden in die Studie eingeschlossen. Die Schwangeren wurden wöchentlich zu Hause besucht, um ihr Wohlergehen sicherzustellen. Darüber hinaus kam einmal im Monat die Hebamme. Bei jedem Krankenhausbesuch wurden ihnen kostenlose Malariatests, Urinuntersuchungen und Tests zur Bestimmung ihres Eisengehalts angeboten. Rund um die Uhr stand ein kostenloser Transport zur Entbindung im Krankenhaus zur Verfügung. Für die Krankenhauskosten gab es eine finanzielle Unterstützung.

 

Die Ärztinnen und Ärzte des Presbyterian Hospital haben Zugang zum klinisch-biologischen Forschungslabor der Forschungsgruppe für Epidemiologie der Infektionskrankheiten, das neben dem Krankenhaus eingerichtet wurde. Dort werden mikrobiologische Tests für das gesamte Krankenhaus durchgeführt, zum Beispiel für bakterielle Infektionen. Dies ist durch das AMR-Forschungsprojekt möglich.

Die Malaria-Geburtskohortenstudie wird durch das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) gefördert. Neben dem Presbyterian Hospital, dem BNITM und dem KCCR waren auch die School of Medical Sciences, Kwame Nkrumah University of Science & Technology (SMS/KNUST) und die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg beteiligt.

Das Foto zeigt einen Wissenschaftler an einem technischen Gerät mit der Aufschrift "Bio Hazard". Daneben steht eine Glovebox.
Im Labor   ©KCCR
Gruppenfoto mit beteiligten Familien
Gruppenfoto mit beteiligten Familien   ©KCCR

Hintergrund

Das Agogo Presbyterian Hospital ist das größte regionale Krankenhaus im Asante Akyem North District. Es arbeitet eng mit der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) zusammen, was es zu einem Vorreiter und Taktgeber für Gesundheitseinrichtungen in der Region macht.

Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) ist Deutschlands größte Einrichtung für Forschung, Versorgung und Lehre auf dem Gebiet tropischer und neu auftretender Infektionskrankheiten. Seit jeher betrachtet das BNITM Forschungsschwerpunkte unter dem Aspekt der Globalen Gesundheit / One Health und unter dem Aspekt der Translation - des Transfers von Grundlagenforschung in die Anwendung.

Gemeinsam mit dem ghanaischen Gesundheitsministerium und der Universität von Kumasi betreibt das BNITM das Kumasi Center for Collaborative Research in Tropical Medicine (KCCR), ein modernes Forschungs- und Ausbildungszentrum, das auch externen Wissenschaftler:innen zur Verfügung steht. Mehrere Arbeitsgruppen werden gemeinschaftlich von Forschenden des KCCR und des BNITM geleitet.

Ansprechperson

Prof. Dr. Jürgen May

Head of Dept Infectious Diseases Epidemiology

Telefon : +49 40 285380-402

E-Mail : may@bnitm.de

Dr. Oumou Maïga-Ascofaré

Co-Investigator

Telefon : +233 32 206 0351

E-Mail : maiga@bnitm.de