Mitteilung

Welt-Moskito-Tag 2018

Stechmücken spielen eine wichtige Rolle als Überträger (Vektoren) von Krankheitserregern. Weltweit gibt es über 3.500 Mückenarten, 50 davon kommen auch in Deutschland vor. Am weitesten verbreitet ist die Gemeine Stechmücke Culex pipiens mit den Biotypen Culex pipiens pipiens und Culex pipiens molestus. Neben den heimischen Arten werden seit einigen Jahren jedoch vermehrt auch eingewanderte, exotische Arten in Deutschland nachgewiesen.

Großaufnahme einer Stechmücke sitzt auf einem weißen Papieruntergrund. Der Hintergrund ist grau.
Culex-Mücken sind als Überträger von Viren, wie dem West-Nil-Virus, bekannt.   ©BNITM | Rolf Garms

Die Japanische Buschmücke (Aedes japonicus) hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere in Nordamerika und Zentraleuropa ausgebreitet und ist seit 2008 auch in Deutschland etabliert. Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) wurde erstmals in den 80er Jahren in Italien nachgewiesen. Einschleppungen werden seit 2007 regelmäßig auch in Süddeutschland beobachtet, wo die Mückenart mittlerweile lokal auch überwintert. 

Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) ist an verschiedenen Projekten beteiligt, die sich mit der Verbreitung von Stechmücken und den von ihnen übertragenen Pathogenen sowohl in den Tropen als auch in Deutschland und Europa beschäftigen. Die Ergebnisse dieser Arbeiten gehen in aktuelle Risikoabschätzungen und nationale Empfehlungen zur Stechmückenüberwachung ein. Im Jahr 2017 zeigten Analysen des BNITM, dass für die Ausbreitung der Usutu-Virus Epidemie nach Norden außergewöhnlich hohe Temperaturen im September verantwortlich waren. Bedingungen, die sich sowohl auf die Mückenpopulationen als auch auf die Virusvermehrung in den Mücken positiv ausgewirkt haben (Cadar et al Eurosurveillance 2017). Auch in diesem Jahr treten in Deutschland und angrenzenden Ländern wieder gehäuft Usutu-Virus-Infektionen in Vogelpopulationen auf und breiten sich nun auch bis nach Hamburg und Nordbayern aus. Die weitere Verbreitung des Virus wird durch die Untersuchung eingesandter toter Vögel weiter verfolgt.

Das Bild zeigt die Usutu-Virus-Verbreitung auf einer Deutschlandkarte von 2011
Die Usutu-Virus Ausbreitungsgebiet [grün] und Fundorte von Usutu-positiven Vögeln [schwarze Punkte] im Beobachtungszeitraum 2011-2015.   ©EID Journal

Die Fähigkeit einer Stechmücke, einen Krankheitserreger zu vermehren und zu übertagen, wird als Vektorkompetenz zusammengefasst. Das BNITM untersucht einheimische und eingeschleppte Stechmücken auf deren Fähigkeit, exotische Viren zu übertragen, sowie die Auswirkungen des Klimas auf die Vektorkompetenz. So sind beispielsweise einige Arten der heimischen Gattung Culex in der Lage, das West-Nil-Virus, das Usutu-Virus und das Sindbis-Virus zu übertragen. Allen drei Virusarten ist gemein, dass sie Vögel infizieren können. Eine Übertragung auf den Menschen führt nur in sehr seltenen Fällen zu Krankheitsverläufen. Aktuelle Studien des BNITM belegen, dass das tropische Zika-Virus in Deutschland kaum eine Chance hat sich auszubreiten, da die einheimischen Culex-Arten als Vektor für das Zika-Virus nicht infrage kommen (Heitmann et al Euro Survey 2017) und die eingeschleppte Asiatische Tigermücke das Zika-Virus nur bei sehr hohen Temperaturen von über 27 Grad Celsius über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen vermehren und übertragen kann (Heitmann et al Euro Survey 2017). Solche klimatischen Verhältnisse sind in Deutschland zum Glück noch recht selten. Anders ist es beim Chikungunya-Virus, das von der Asiatischen Tigermücke auch bei gemäßigten Temperaturen verbreitet werden kann (Heitmann et al Eurosurveillance 2018).

Das Bild zeigt zwei Tigermücken bei der Nahrungsufnahme.
Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus)   ©BNITM | Andreas Krüger
Das Bild zeigt eine Mückenfalle
Mückenfalle für das Stechmückenmonitoring   ©BNITM

Um zu verstehen, was der Vektorkompetenz von Stechmücken zugrunde liegt und warum nur einige Stechmückenarten oder sogar nur spezielle Unterarten der gleichen Mücke Überträger von Krankheitserregern sein können, analysiert das BNITM in speziellen Hochsicherheitsinsektarien die Interaktionen von Stechmücken und Viren. Hierzu gehören insbesondere Einflüsse des Immunsystems von Mücken und die Auswirkung von Infektionen mit unterschiedlichen Viren auf die Übertragungsfähigkeit. Kürzlich konnte gezeigt werden, dass die Immunantwort von Stechmücken teilweise unterschiedlich ausfällt, je nachdem, ob die Tiere mit Chikungunya- oder mit Zika-Viren infiziert sind (Varjak et al PLoS Ntd 2017; Varjak et al Viruses 2018). Andere Studien des BNITM fokussieren auf die Grundlagen der Immunantwort und versuchen die Frage zu beantworten, warum Stechmücken im Gegensatz zu Menschen und Vögeln nicht an einer Virusinfektion erkranken (Varjak et al mSphere 2017).

Ansprechperson

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