Vor 125 Jahren Cholera-Epidemie in Hamburg
Bernhard Nocht kommt wegen der Cholera-Epidemie nach Hamburg, wird Hafenarzt und gründet das BNITM
„Ich vergesse, dass ich in Europa bin“ urteilte Robert Koch über die katastrophalen hygienischen Zustände in den Hamburger "Gängevierteln", als er im August 1892 im Auftrag des preußischen Gesundheitsministeriums nach Hamburg gesandt wurde. Erst wenige Tage zuvor hatte er zahlreiche Todesfälle in Hamburg der „Cholera asiatica“ zuordnen können. ...
Robert Koch schlug Maßnahmen zur Desinfektion, zur Hygiene und zur Aufklärung vor. Ende des 19. Jahrhunderts bildeten die Hamburger Gängeviertel ideale Voraussetzungen für eine rasante Ausbreitung der Seuche. Die Behausungen in den eng bebauten und schwer zugänglichen Vierteln waren erbärmlich. Die Elbe diente der Einleitung von Abwässern als auch der Entnahme von Trinkwasser. Der „Reichskommissar für die Gesundheitspflege im Stromgebiet der Elbe“ richtete mehrere Kontrollstationen ein. Einer der beiden Marineärzte, die im Gebiet der Stadt Hamburg eingesetzt wurden, war Bernhard Nocht, der sich durch seine Arbeit bei Robert Koch und seine Erfahrung mit der Cholera in Asien empfohlen hatte. Ende August wurden erste Schritte zur Krankheitsbekämpfung eingeleitet. Schulen wurden geschlossen, Verhaltensregeln ausgehängt und abgekochtes Trinkwasser zur Verfügung gestellt.
Zeitgleich wurden Häuser und ganze Straßenzüge mit Chlorkalk desinfiziert. Ungefähr zehn Wochen nach dem Ausbruch nahm die Zahl der Erkrankungen langsam ab. Die Cholera-Epidemie hatte rund 9.000 Todesopfer gefordert, und wirtschaftlich führte die Furcht der Kunden vor verseuchten Handelsgütern zu massiven Einbußen für die Hansestadt.
Bernhard Nocht wird Hafenarzt
In den Jahren nach der Epidemie wurden die hygienischen Verhältnisse der Stadt verbessert, auch aus kaufmännischem Interesse. Im Auftrag des Senats wurde eine Filtrieranlage für Trinkwasser gebaut, und die Gängeviertel wurden saniert. Das Amt eines Hafenarztes wurde geschaffen, und erster Stelleninhaber wurde Bernhard Nocht, der sich in seiner Kontrollstation bewährt hatte.
In dieser Position konnte Nocht Einblicke in die gesundheitlichen und hygienischen Verhältnisse auf Schiffen nehmen, und 1895 wurde ihm eine Abteilung zur Betreuung erkrankter Seeleute im Allgemeinen Krankenhaus St. Georg eingerichtet. In der Folge befasste sich Nocht auch mit der Fortbildung von Ärzten auf dem Gebiet der Tropenkrankheiten. Gegen Ende des Jahrzehnts schlug er dem Hamburgischen Medizinalkollegium die Gründung einer tropenmedizinischen Lehr- und Forschungsstätte in Hamburg vor. Einen ähnlichen Vorschlag unterbreitete Robert Koch für Berlin. Aufgrund der Hafenlage mit regem Überseeverkehr und entsprechend vielen exotischen Erkrankungen entschied sich die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts letztlich für Hamburg. Zum 1. Oktober 1900 nahm das "Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten" unter der Leitung von Bernhard Nocht als gemeinsame Gründung der Freien und Hansestadt Hamburg und der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts seine Arbeit auf.
Der Hygieia-Brunnen im Innenhof des Rathauses
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