Start des EU-geförderten Projekts eWHORM
Afrikanische und europäische Partner bündeln im Rahmen des Projekts eWHORM ihre Kräfte, um gemeinsam den Fahrplan 2021-2030 für vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) umzusetzen und die mit Wurminfektionen verbundene Krankheitslast zu reduzieren. eWHORM wird mit 7,9 Millionen Euro aus dem EDCTP-Programm (European and Developing Countries Clinical Trials Partnership) der Europäischen Union und weiteren 3,4 Millionen Euro von der Schweizer Regierung über die nächsten fünf Jahre finanziert.
Von Wurminfektionen (Helminthiosen) sind weltweit etwa 1,5 Milliarden Menschen betroffen. Damit gehören sie zu den häufigsten Infektionen beim Menschen. Parasitäre Würmer (Helminthen) werden häufig durch Insektenstiche oder kontaminierte Erde in Gebieten mit begrenztem Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen oder medizinischer Versorgung übertragen. Diese Infektionen können chronische und schwerwiegende Gesundheitsprobleme verursachen, wie z. B. lymphatische Filariose, Onchozerkose (Flussblindheit), Loiasis (afrikanischer Augenwurm), Mansonellose und Trichuriasis (Peitschenwurminfektion).
Um verschiedene durch den Boden übertragene Helminthen (STH) und Filarienwürmer besser zu bekämpfen, hat sich ein neues multidisziplinäres Konsortium aus Forschungsinstituten, Universitäten und gemeinnützigen Organisationen in Subsahara-Afrika (SSA) und Europa gebildet. Es hat sich vorgenommen, eine neue Plattform für adaptive klinische Studien einzurichten und die Infrastruktur für klinische Forschung in mehreren SSA-Ländern zu verbessern. Jeder Partner bringt einzigartiges Know-how und ergänzende Erfahrungen ein. Eine starke Vertretung aus dem globalen Süden wird die eWHORM-Aktivitäten vorantreiben. Das Universitätsklinikum Bonn koordiniert eWHORM. Finanziert wird das Projekt über die nächsten fünf Jahre mit 7,9 Millionen Euro aus dem EDCTP-Programm (European and Developing Countries Clinical Trials Partnership) der Europäischen Union sowie mit weiteren 3,4 Millionen Euro von der Schweizer Regierung.
Gemeinsam die Ziele des ambitionierten WHO-Fahrplans erreichen
Trotz erheblicher Fortschritte bei der Vorbeugung und Bekämpfung von Wurmerkrankungen haben sich viele bestehende Medikamente als problematisch in Bezug auf Wirksamkeit, Behandlungsdauer und Sicherheit erwiesen. Darüber hinaus hat die chronische Unterinvestition in das Gesundheitswesen in Entwicklungsländern zu einer schlechten Infrastruktur und unzureichend ausgebildetem Fachpersonal geführt.
eWHORM zielt darauf ab, diese Probleme durch die Weiterentwicklung und Erprobung wirksamerer und sicherer Behandlungsoptionen anzugehen, die über verschiedene Helminthenarten hinweg wirken. Innerhalb des Projekts sollen auch Gesundheitsfachkräfte ausgebildet werden, um die Diagnostik mehrerer Krankheiten in vier endemischen Ländern zu verbessern: der Demokratischen Republik Kongo, Gabun, Kamerun und Tansania.
Dies soll dazu beitragen, zwei dringende Ziele der WHO zu erreichen: (1) die Beseitigung von Filarien- und STH-Infektionen und (2) den Aufbau von Kapazitäten in endemischen Ländern.
Reaktion auf bestehende und künftige gesundheitliche Herausforderungen
Um die durch eWHORM erzielten Fortschritte aufrechtzuerhalten, ist es von entscheidender Bedeutung, eine solide und gerechte Infrastruktur für die klinische Forschung aufzubauen. Zu diesem Zweck werden die Projektpartner den Aufbau von Forschungsnetzwerken, den Wissensaustausch, die Weitergabe von Fähigkeiten und das Bewusstsein für die Gleichstellung der Geschlechter fördern. Nachwuchswissenschaftler in SSA werden durch ein Master- und Doktorandenprogramm, ein Mentorenprogramm und spezielle Webinare zu allen Aspekten der Durchführung klinischer Studien und der Forschung unterstützt. Dies wiederum wird die Effektivität und die Bereitschaft für aktuelle und künftige Gesundheitskrisen erhöhen und einen gleichberechtigten Zugang zu Behandlung, Pflege und Unterstützung für alle Patienten gewährleisten.
Hochmoderne klinische Studie zur Bekämpfung mehrerer vernachlässigter Tropenkrankheiten
Das Breitspektrum-Helminthenmedikament (Pan-Nematoden-Anthelminthikum) Oxfendazol (OXF) wird seit mehreren Jahrzehnten in der Tiermedizin zur sicheren und wirksamen Behandlung mehrerer Helminthenarten eingesetzt. Im Rahmen der jüngsten Initiative zur Arzneimittelentwicklung "Helminth Elimination Platform" (HELP) wurde eine feldtaugliche Formulierung des kostengünstigen und einfach herzustellenden Arzneimittels OXF entwickelt und eine Bioverfügbarkeitsstudie am Menschen durchgeführt. Mehrere Partner, die im Rahmen von HELP an der Entwicklung eines überlegenen Anthelminthikums für alle Nematoden gearbeitet haben, setzen nun ihre
bahnbrechende Forschung in eWHORM fort.
„Unsere Aufgabe im Rahmen von eWHORM besteht darin, die Wirksamkeit von OXF zur gleichzeitigen Bewertung gegen Onchozerkose, Loiasis, Mansonellose und Trichuriasis zu beurteilen. Zu diesem Zweck planen wir eine hochmoderne adaptive Korbstudie, mit der OXF gegen mehrere Krankheiten gleichzeitig getestet werden kann. Das wird uns helfen herauszufinden, ob OXF wirkt, und es schneller zu den Patienten zu bringen“, sagt Projektkoordinator Marc Hübner, Professor für translationale Mikrobiologie am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie (IMMIP) des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) am Universitätsklinikum Bonn.
„Die Initiative Drugs for Neglected Diseases (DNDi) und Dr. Sabine Specht, Leiterin des Bereichs Filarialkrankheiten bei DNDi, können auf eine langjährige Erfolgsgeschichte bei der Entwicklung und dem Zugang zu wirksameren und erschwinglicheren Medikamenten für vernachlässigte Tropenkrankheiten zurückblicken", so Hübner weiter. „Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit einigen der renommiertesten Forschungs- und Entwicklungspartner sowie nationalen Akteuren weltweit zu dem beizutragen, was einen tiefgreifenden Wandel bei der Behandlung und Beseitigung von Helminthenkrankheiten bewirken kann.“
Neben der Universität von Buea, dem Centre de Recherches Médicales de Lambaréné und dem Institut National de Recherche Biomédicale gehören dem Konsortium Experten des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, der Medizinischen Universität Wien, des Erasmus University Medical Center, dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut und Eurice - European Research and Project Office GmbH an.
Aufgabe des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) innerhalb dieses Netzwerkes ist es, in Zusammenarbeit mit CERMEL, Gabun, und dem eWHORM-Konsortium die klinischen Studien zur Loiasis durchzuführen.
Professor Michael Ramharter (BNITM): „Ich freue mich sehr, dass wir damit dazu beitragen, dass diese unterschätzte Tropenkrankheit mehr wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhält. Unsere Studien haben unter anderem gezeigt, dass die Krankheitslast durch Loiasis viel höher ist als bisher angenommen. Dennoch hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diese Infektionskrankheit noch nicht als vernachlässigte Tropenkrankheit anerkannt - ein Schritt, der mehr als überfällig ist.“
Die wichtigsten Daten im Überblick
Über das Projekt:
Projekttitel: eWHORM – Enabling the WHO-Road Map 2030
Projektstart: 1. April 2023
Dauer: 60 Monate
Fördersumme: 7,9 Mio. EUR
Koordinator: Universitätsklinikum Bonn
Website: https://www.ewhorm.org
Projektpartner:
Demokratische Republik Kongo
Institut National de Recherche Biomédicale
Deutschland
Universitätsklinikum Bonn
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Eurice – European Research and Project Office GmbH
Gabun
Centre de Recherches Médicales de Lambaréné
Niederlande
Erasmus University Medical Center
Kamerun
University of Buea
Österreich
Medizinische Universität Wien
Schweiz
Drugs for Neglected Diseases initiative (DNDi) (Affiliated entity)
Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut (Affiliated entity)
Wissenschaftliche Ansprechperson:
Projektkoordinator
Professor Dr. Marc Hübner
Universitätsklinikum Bonn
E-Mail: Huebner(at)uni-bonn.de
Projektmanagement
Sam Hoefman
Eurice GmbH
E-Mail: s.hoefman(at)eurice.eu
Weitere Informationen:
https://www.ewhorm.org/ Gemeinsame Pressemitteilung der Verbundpartner
Ansprechperson
Prof. Dr. Michael Ramharter
Klinische Forschung
Telefon : +49 40 285380-511
E-Mail : ramharter@bnitm.de
Dr. Eleonora Schönherr
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
Telefon : +49 40 285380-269
E-Mail : presse@bnitm.de
Julia Rauner
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
Telefon : +49 40 285380-264
E-Mail : presse@bnitm.de