Malaria, Ringelröteln und ihre Bedeutung für Blutarmut | Lassa-Viren bei Nagetieren: nicht nur infektiös, sondern auch vererbbar
Dr. Wiebke Herr und Dr. Chris Hoffmann erhalten Promotionspreise des BNITM-Fördervereins
Die diesjährigen Promotionspreise der Vereinigung der Freunde des Tropeninstituts Hamburg e.V. (VdF) gehen an Dr. Wiebke Herr (Medizin) und Dr. Chris Hoffmann (Naturwissenschaften). Sie sind mit jeweils 1.000 Euro dotiert und würdigen besonders herausragende Dissertationen am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.
Welche Folgen hat eine Erkrankung mit Ringelröteln für eine Person, die schon mit dem gefährlichsten Malariaerreger Plasmodium falciparum infiziert ist? Verstärkt sie möglicherweise Komplikationen wie Blutarmut? Diese Fragen werden in Malaria-Endemiegebieten seit Längerem kontrovers diskutiert. Dr. Wiebke Herr aus der Abteilung Infektionsepidemiologie ist ihnen in ihrer Dissertation „Bedeutung von Koinfektionen mit Malaria und Parvovirus B19 (B19V) für Fieber, Anämie und Krankenhausaufenthalt in einer pädiatrischen Population in Ghana“ nachgegangen.
Zwischen 2013 und 2015 wurden dazu mehr als 1.000 fiebernde Kinder untersucht, die im Presbyterian Hospital in Agogo/ Ghana in stationärer Behandlung waren. Dr. Herr selbst verbrachte dort einen achtmonatigen Forschungsaufenthalt. Sie und ihr Team testeten Blutproben auf Blutarmut, Malaria- und Parvovirus-Infektionen (Antikörper und PCR-Diagnostik). Anschließend verglichen sie die Häufigkeit einer Blutarmut zwischen Kindern mit und ohne B19V-Infektion in Abhängigkeit von der Koinfektion mit P. falciparum.
Wiebke Herr und ihre ghanaischen Kolleg:innen konnten zeigen, dass Infektionen mit Parvovirus B19 und der Malaria-Parasit unabhängig voneinander mit milder bis moderater Blutarmut assoziiert sind. Eine Koinfektion ging hingegen nicht mit einem erhöhten Risiko einer Blutarmut oder eines schwereren Krankheitsverlaufs einher. Zudem offenbarten sich diagnostische Herausforderungen für das medizinische Personal vor Ort: Hierzulande bewährte Testverfahren für die Virusinfektion erbrachten in Malaria-Endemiegebieten widersprüchliche Ergebnisse.
Dr. Chris Hoffmann aus der Leibniz Junior Research Group Lassa-Immunologie hat die bisher umfassendste Studie zur Beschreibung der Virusdynamik verschiedener afrikanischer Arenaviren in Vielzitzenmäusen vorgelegt: seine Dissertation "The Immunology and Virology of Lassa Virus in its Natural Host, Mastomys natalensis" („Die Immunologie und Virologie des Lassa-Virus in seinem natürlichen Wirt, Mastomys natalensis“. Denn um die potenzielle weitere Ausbreitung des Virus in bisher nicht endemischen Gebieten vorhersagen zu können, ist es wichtig zu verstehen, wie es sich in seinem natürlichen Reservoir verhält, vermehrt und überträgt.
Dazu führte Chris Hoffmann eine Reihe von Infektions- und Übertragungsexperimenten durch. Dabei konnte er zeigen, dass Lassa-Viren, die aus Vielzitzenmäusen der Gattung Mastomys isoliert werden, lebenslange Infektionen in ihnen verursachen können. Dabei spielt das Alter der Tiere eine entscheidende Rolle: Neugeborene sind demnach am anfälligsten für eine Infektion. Bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit am größten, diese Virus-Persistenz zu entwickeln.
Darüber hinaus konnten Hoffmann und seine Kolleg:innen nachweisen, dass eine Übertragung auch in der Gebärmutter von Muttertier auf Junges stattfinden kann.
Im Gegensatz dazu verursachen andere Arenaviren, die aus anderen, nicht zur Gattung Mastomys gehörenden Nagetieren isoliert wurden, nur vorübergehende Infektionen in Mastomys natalensis. Dies deutet auf mögliche Barrieren zwischen den Wirtsarten hin, die Spillover-Infektionen zwischen unterschiedlichen Spezies erschweren.
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