Forschungshighlight

Ein kleiner Stich in den Finger genügt – Verwendung von Kapillarblut steigert die Sensitivität der Malariadiagnostik

Eine Malaria wird in der Regel durch Blutuntersuchungen diagnostiziert, da die entsprechenden Parasiten rote Blutzellen infizieren. Bisher war jedoch nicht klar, ob Kapillarblut oder venöses Blut bessere diagnostische Eigenschaften besitzt. Ersteres, kann durch einen kleinen Stich in die Haut, ähnlich wie bei einem Blutzuckertest gewonnen werden, letzteres durch die Punktion eines größeren Blutgefäßes, zum Beispiel in der Armbeuge. In einer aktuellen Studie, mit Patienten aus Gabun in Zentralafrika konnte jetzt gezeigt werden, dass Kapillarblut höhere Parasitendichten besitzt und dadurch die Diagnostik der Malaria auch bei geringer Parasitendichte deutlich verbessert wird.

Durchgeführt wurde die Studie an Patienten aus zwei Regionen in Gabun,in Zentralafrika, in denen Malariainfektionen stark verbreitet sind.  Die Ergebnisse zeigen, dass sich im Kapillarblut durchschnittlich 15% mehr Malaria-Parasiten befinden als im venösen Blut. Dadurch konnten Malaria-Infektionen bei Verwendung von Kapillarblut deutlich häufiger diagnostiziert werden (Sensitivität: 82% versus 73%), insbesondere bei Patienten mit niedrigen Parasitendichten. Die Ergebnisse wurden durch die Anwendung hochmoderner molekularbiologischer Methoden (qPCR) am BNITM bestätigt, die es ermöglichen, bereits kleinste, submikroskopische Parasitenmengen nachzuweisen.

Die Ursache für die erhöhte Parasitendichte im Kapillarblut lässt sich durch eine spezifische Eigenschaft der Malariaparasiten erklären. Um nicht in der Milz des Menschen abgebaut zu werden, verändert der Malariaparasit die von ihm infizierte rote Blutzelle, so dass sie dazu neigt an den Wänden kleinster Blutgefäße, den sog. Kapillaren zu kleben.. Somit erhöht sich die Zahl der infizierten roten Blutzellen und damit die Parasitendichte in den Kapillaren im Vergleich zu anderen, größeren Blutgefäßen.  

Das Bild zeigt zwei Frauen und einen schwarzhaarigen Arzt in entsprechender Kleidung.
Blutentnahme aus der Fingerbeere im Studiengebiet in Gabun.   ©BNITM
Das Bild zeigt einen Malaria-Ausstrich
Mikroskopische Aufnahme eines Blutausstrichs zur Malaria-Diagnostik. Der Parasit wird durch eine spezielle Färbung sichtbar gemacht.   ©BNITM

Die Bestimmung der Parasitendichte ist ein wesentlicher Bestandteil der klinischen Malariadiagnostik und ein wichtiges Element in der Malariaforschung. Da insbesondere in den Malariagebieten in Afrika viele Menschen leben mit relativ niedrigen Parasitendichten, sind die hier gewonnenen Erkenntnisse für die Malariaerfassung von großer Bedeutung. Ebenso können die Ergebnisse helfen, klinische Studien zur Wirksamkeit von Malariamedikamenten und von Impfstoffen zu verbessern. 

Malaria ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Tropen und Subtropen. Sie wird von Parasiten der Gattung Plasmodium hervorgerufen, die durch Stechmücken übertragen werden. Rund zwei Milliarden Menschen leben in Malariagebieten und jährlich werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über 200 Millionen Infektionen registriert. Sowohl die Malaria-Fallzahlen als auch die Sterblichkeit sind im letzten Jahrzehnt dank intensivierter Präventions- und Kontrollstrategien deutlich zurückgegangen insbesondere durch den Einsatz schneller und zuverlässiger Diagnostik.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist die mikroskopische Blutuntersuchung eine der wichtigsten Maßnahmen zur Kontrolle der Krankheit. Bislang gab es aber keine Empfehlung, ob für diese Untersuchung Kapillarblut oder venösen Blut verwendet werden soll. In einer aktuellen Studie des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) wurde dies jetzt genauer analysiert.

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Prof. Dr. Michael Ramharter

Klinische Forschung

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