Strukturaufklärung namenloser Viren und Einblicke in immunologische Überreaktionen
Dr. Kristina Meier und Dr. Michaela Raacke erhalten Promotionspreise des BNITM-Fördervereins
Die diesjährigen Promotionspreise der Vereinigung der Freunde des Tropeninstituts Hamburg e.V. (VdF) gehen an Dr. Kristina Meier (Naturwissenschaften) und Dr. Michaela Raacke (Medizin). Sie sind mit jeweils 2.500 Euro dotiert und würdigen besonders herausragende Dissertationen am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.

Dr. Kristina Meier beschäftigte sie sich mit dem Sin Nombre-Virus (Virus ohne Namen). Dieses Hantavirus kann von Hirschmäusen auf den Menschen übertragen werden und ein schweres Herz-Lungen-Syndrom verursachen. Die Nachwuchswissenschaftlerin analysierte das multifunktionale L-Protein des Virus. Es spielt eine wichtige Rolle bei dessen Vervielfältigung in der Wirtzelle und ist daher ein idealer Ansatzpunkt für zukünftige antivirale Strategien. Um diese zielgerichtet entwickeln zu können, muss so viel wie möglich über Struktur und Funktionsweise des L-Proteins bekannt sein.
Dr. Kristina Meier hat dazu in der Forschungsgruppe Strukturelle Virologie von Dr. Maria Rosenthal sehr erfolgreich geforscht und promoviert. Mit Kryo-Elektronenmikroskopie konnte sie die Struktur des L-Proteins aufklären – es war die erste hochauflösende Struktur eines L-Proteins eines sogenannten New-World-Hantavirus. Weitere biochemische Versuche gaben Aufschluss über die verschiedenen enzymatischen Funktionen des L-Proteins und seine Fähigkeit, mit viraler RNA zu interagieren. Die Ergebnisse sind 2023 im Fachjournal PLOS Pathogenserschienen.



Dr. Michaela Raacke interessierte sich für die Immunantwort auf Infektionen mit dem gefährlichsten Erreger der Malaria, Plasmodium falciparum, genauer gesagt, für die Zytokinreaktion menschlicher Hirn-Endothelzellen. Womöglich liegt hier ein Schlüssel zum Verständnis schwerer Malaria-Verläufe. Vor allem Kleinkinder können ein tödliches Hirnödem erleiden, das Folge immunologischer Überreaktion sein kann.
Für ihre medizinische Dissertation forschte Raacke im Labor von Prof. Iris Bruchhaus (Arbeitsgruppe Wirt-Parasit-Interaktion) in Kooperation mit Prof. Steffen Stenger (Mikrobiologisches Institut der Universität Ulm). Tatsächlich fand sie unter anderem, dass das Plasma von Malaria-Patient:innen die Produktion entzündungsfördernder Signalstoffe durch die Hirn-Endothelzellen erhöht. Dies deutet darauf hin, dass Malaria durch diesen Mechanismus Entzündungsreaktionen im Gehirn verursachen kann. Ein entsprechendes Paper erschien 2021 in CELLS, ihre Dissertation legte die Medizinerin 2022 vor.


Die Vereinigung der Freunde des Tropeninstituts Hamburg e. V., der Förderverein des BNITM, verleiht jährlich zwei Preise für herausragende Dissertationen am Institut. Jeweils eine Arbeit in der Medizin und in den Naturwissenschaften wird mit einem Preisgeld von 1.000 Euro prämiert. Die beiden Preisträgerinnen werden im Anschluss an die jährliche Mitgliederversammlung der VdF geehrt.
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Julia Rauner
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
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