Mitteilung

Erfolgsstory: Wie das Trainingsprogramm GIBACHT Fachkräfte aus aller Welt für biologische Sicherheit schult

Flexible und nachhaltige Lernansätze für globale Herausforderungen

Pandemien kennen keine Staatsgrenzen. Sie erfordern eine schnelle internationale Reaktion. Das Trainingsprogramm Global Partnership Initiated Biosecurity Academia for Controlling Health Threats (GIBACHT) ist eine Schlüsselinitiative im Kampf gegen Krankheitsausbrüche und im Einsatz für öffentliche Gesundheit. Es zielt darauf ab, Fachpersonal in Partnerländern in Afrika, dem Nahen Osten, in Süd- und Zentralasien sowie in Osteuropa in der Pandemieprävention und -reaktion auszubilden. Ergebnisse über den Erfolg des Programms sind kürzlich in der Fachzeitschrift Frontiers in Public Health erschienen.

Zwei Personen stehen voreinander, beide tragen blaue Sicherheitshandsschuhe, einer zudem einen gelben Schutzanzug.
©Swiss TPH | Joachim Pelikan

Der Name ist Programm: GIBACHT ist ein internationales Training für Expert:innen aus den Bereichen öffentliche Gesundheit, Medizin, Biologie, Epidemiologie und verwandten Disziplinen. „Das Besondere an GIBACHT ist, dass wir nicht nur internationalem Fachpersonal eine Ausbildung und Mentorship bieten. Wir tragen dadurch auch dazu bei, die nötigen Kapazitäten in den Teilnehmerländern nachhaltig zu stärken, damit sie sich auf zukünftige Ausbrüche von Infektionskrankheiten vorbereiten können“, sagt Dr. Eva Mertens, Erstautorin der Studie und ehemalige Koordinatorin des GIBACHT-Programms am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM). GIBACHT ist eine Initiative des Deutschen Biosicherheitsprogramms, wird vom Auswärtigen Amt gefördert und vom BNITM koordiniert. Sie befähigt die Absolvent:innen, schnell auf Ausbrüche oder die Freisetzung gefährlicher Krankheitserreger zu reagieren.

Grafik zeigt eine Weltkarte mit Europa, Afrika und Asien. Mitgliedsländer des GIBACHT-Konsortiums sind gelb markiert, die Herkunftsländer der GIBACHT-Teilnehmenden rot. Uganda ist blau markiert (sowohl Mitgliedsland als auch Herkunftsland von Teilnehmenden). 2024 neu hinzugekommene Teilnehmerländer sind grün markiert.
Mitgliedsländer des GIBACHT-Konsortiums sind gelb markiert, die Herkunftsländer der GIBACHT-Teilnehmenden rot. Uganda ist blau markiert (sowohl Mitgliedsland als auch Herkunftsland von Teilnehmenden). 2024 neu hinzugekommene Teilnehmerländer sind grün markiert. Die Kartenvorlage stammt von https://www.presentationmagazine.com.   ©BNITM GIBACHT

 

Lehr- und Lernansatz des GIBACHT-Programms

Mittlerweile hat GIBACHT acht Kohorten mit insgesamt 122 Fachkräften des öffentlichen Gesundheitswesens aus 34 Ländern zu künftigen Ausbilder:innen geschult. Die Absolvent:innen betätigen sich nach dem Lehrgang selbst als Trainer:innen, so geben sie ihr Wissen langfristig und nachhaltig vor Ort an ihren Institutionen weiter (Prinzip des Training-of-Trainers). Im April dieses Jahres begann die 9. Kohorte von GIBACHT mit 16 Stipendiat:innen aus 15 Ländern. 

Das Training setzt auf einen sogenannten Blended-Learning-Ansatz: eine Kombination aus computergestütztem Lernen und Präsenzveranstaltungen. Eine Vielzahl von Themen steht auf dem Lehrplan, darunter Biosicherheit, Epidemiologie und Untersuchungen von Ausbrüchen. 

„Unser Trainingsprogramm ist darauf ausgelegt, nachhaltig zu wirken. Wir statten Fachkräfte im Gesundheitswesen mit dem Wissen und den Fähigkeiten aus, sowohl natürliche Ausbrüche als auch absichtlich freigesetzte biologische Bedrohungen effektiv zu bekämpfen. Unser Blended-Learning-Modell stellt sicher, dass die Ausbildung flexibel und leicht zugänglich ist, sodass die Teilnehmenden ihr Wissen direkt in ihrem beruflichen Umfeld anwenden können“, erläutert Mertens.

Das Foto zeigt vier Personen auf einem Boot im Hambuger Hafen, im Hintergrund sind die Hafenkräne zu sehen.
Teilnehmende aus der Kohorte von 2019 bei einer Hafenrundfahrt während des Workshops in Hamburg   ©Swiss TPH | Joachim Pelikan
Das Foto zeigt eine Gruppe von Personen in Kampala draußen vor einer großen Treppe, einige winken in die Kamera.
Teilnehmende der 8. Kohorte am Kampala Workshop 2024   ©RKI

 

Evaluierung des Programms: Erfolge und Erkenntnisse

Die Autor:innen der Studie maßen die Wirksamkeit des Programms mithilfe des sogenannten Kirkpatrick-Modells zur Lernbewertung. Das Kirkpatrick-Modell bewertet Ausbildungsprogramme auf vier Ebenen: Reaktion, Lernen, Verhalten und Ergebnisse. Die Studie ergab, dass die GIBACHT-Teilnehmenden sehr zufrieden mit der Ausbildung waren (Reaktion), signifikante Wissens- und Kompetenzzuwächse zeigten (Lernen), ihre neuen Fähigkeiten in ihrem beruflichen Umfeld anwendeten (Verhalten) und in ihrer Heimat zu verbesserten Praktiken in der Biosicherheit und dem Schutz vor biologischen Gefahren beitrugen (Ergebnisse). 

„Durch den Aufbau unseres Alumni-Netzwerks haben wir den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit zwischen Absolvent:innen, Dozent:innen und Lehrenden gestärkt. Dieses Netzwerk ist entscheidend, um verlässliche Kapazitäten und Gesundheitsstrukturen in den Teilnehmerländern nachhaltig zu stärken“, fügt Mertens hinzu.

 

Fallstudienmodul: Praktische Anwendung im Fokus

Ein Kernelement des GIBACHT-Trainingsprogramms ist das Fallstudienmodul: Darin entwickeln die Teilnehmenden praxisorientierte Fallstudien, die auf realen Szenarien in ihren Heimatländern basieren. „Nach dem Feedback von Teilnehmenden zählt das Fallstudienmodell zu den am meisten geschätzten Komponenten des Programms. Demnach erleichtert es erheblich, das in der Ausbildung erworbene Wissen und Können in der Praxis anzuwenden“, so Mertens. Die Fallstudien werden in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht und dadurch mit der Wissenschafts-Community geteilt. Auf diese Weise leisten sie einen weiteren Beitrag in dem Bereich.

 

Originalpublikation

Mertens E. et al. “The GIBACHT fellowship: a multilateral initiative for strengthening capacity in biosafety and biosecurity towards pandemic preparedness.” Front. Public Health. 2024


Weitere Informationen zur GIBACHT-Initiative

Ziel der GIBACHT-Initiative ist, die globalen Kapazitäten zur Bewältigung biologischer Bedrohungen zu stärken. Durch die zunehmende Globalisierung steigt das Risiko von natürlichen biologischen Gefahren wie Laborunfällen und unbeabsichtigten Freisetzungen gefährlicher Erreger (Biosafety) sowie von absichtlichen biologischen Gefährdungen durch vorsätzlichen Missbrauch (Biosecurity). Seit über zehn Jahren konzentriert sich GIBACHT darauf, Risiken im Zusammenhang mit hochpathogenen Erregern und deren möglichem Missbrauch durch umfassende Trainings und der Stärkung von Kapazitäten zu minimieren. GIBACHT leistet damit im Rahmen der Globalen Partnerschaft der G7 auch einen wichtigen Beitrag gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und -materialien.

Das vom Auswärtigen Amt geförderte, kollaborative GIBACHT-Programm wird vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (Dr. Dewi Ismajani Puradiredja, Theresa Habermann) geleitet und gemeinsam mit dem African Field Epidemiology Network – AFENET (Prof. Elizeus Rutebemberwa), dem Robert-Koch-Institut (Dr. Kristina Aleksić-Babić), sowie dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Barbara Maria Bürkin, Dr. Joachim Pelikan und Dr. Christoph Pimmer) durchgeführt.

Für weitere Informationen und Neuigkeiten über das GIBACHT-Programm, siehe auch: https://go4bsb.de/gibacht

 

Wichtige Erfolge der GIBACHT-Initiative:

  • Umfassende Ausbildung: Das Stipendium umfasst 250 Lernstunden und kombiniert eLearning-Module mit interaktiven Präsenzworkshops.
  • Globale Reichweite: GIBACHT hat Fachkräfte aus verschiedenen Regionen ausgebildet und die internationale Zusammenarbeit in der Biosicherheit und dem Schutz vor biologischen Gefahren verbessert.
  • Nachhaltige Wirkung: Viele Alumni haben in ihren Heimatländern zusätzliche Trainings zur Biosicherheit und zum Schutz vor biologischen Gefahren etabliert und so die Reichweite und Wirkung des Programms erweitert.
  • Anpassungsfähiges Lernen: Während der COVID-19-Pandemie hat GIBACHT erfolgreich auf ein virtuelles Format umgestellt und damit Resilienz und Anpassungsfähigkeit in seinem Ausbildungsansatz demonstriert.

 


Ansprechperson

Dr. Anna Hein

Presse- & Öffentlichkeitsarbeit

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