Das KCCR: Eine internationale Plattform für biomedizinische Forschung

Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine

Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine

Das Bild zeigt das rot-schwarze Logo des KCCR, dahinter verschwommen die Mitarbeitenden des Instituts auf dem Instituts-Balkon.
Das Bild zeigt die Anlage des KCCR von oben. Man sieht die grünen Dächer mehrerer Flachbauten und grüne tropische Landschaft drumherum.
Das Bild zeigt drei afrikanische Forscher und eine afrikanische Forscherin in weißen Kitteln und hellblauen Handschuhen im Labor arbeiten.

Seit 25 Jahren betreibt das BNITM zusammen mit der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi, Ghana, und dem ghanaischen Gesundheitsministerium (MoH) das Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine (KCCR), ein Forschungs- und Ausbildungszentrum auf dem Campus der KNUST. Grundlage ist ein Staatsvertrag zwischen der Republik Ghana und der Freien und Hansestadt Hamburg. Das KCCR versteht sich als internationale Plattform für biomedizinische Forschung. Es steht Wissenschaftler:innen nationaler und internationaler Institutionen offen. Voraussetzung ist, dass an dem jeweiligen Projekt ein ghanaischer Partner beteiligt ist. Ziel ist, gemeinsam weitere Forschungsgelder einzuwerben und auf diese Weise Forschungsprojekte auf Weltniveau aufzusetzen. Im November 2022 feierte das KCCR mit einem großen Festakt sein 25jähriges Bestehen.

Zwischen 1968 und 1990 betrieb das BNITM eine Forschungsstation im Regenwald Liberias, 125 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Monrovia. Die Liberia Research Unit lag auf einem Konzessionsgebiet einer Bergbaugesellschaft, die dort auch ein Krankenhaus betrieb. Als der Bürgerkrieg ausbrach, musste das Institut die Forschungsstation schließen.

In der Folge suchte die Institutsleitung zu Beginn der 1990erJahre Kooperationspartner in Ost- und West Afrika. In der jungen vierten Republik Ghanas fand sie ideale Bedingungen: politische Stabilität, eine engagierte Universität — und eine Bevölkerung mit großem Bedarf an tropenmedizinischer Versorgung. Die Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi hatte zwar eine medizinische Fakultät, aber kein Forschungslabor. Mehrere ihrer Professoren hatten in Deutschland studiert, sprachen also Deutsch und kannten das deutsche Wissenschaftssystem. Eine Win-Win-Situation.

1997 schlossen die Republik Ghana und die Freie und Hansestadt Hamburg einen Staatsvertrag zur Gründung eines Joint Venture zwischen KNUST, BNITM und ghanaischem Gesundheitsministerium. Danach sorgt das BNITM für die Grundfinanzierung und kümmert sich um den Bau eines modernen Laborgebäudes, die KNUST stellt einen Teil ihres Campus zur Verfügung und organisiert die Anbindung an die medizinische Fakultät. Die Wissenschaftler:innen des KCCR werben die notwendigen Drittmittel für ihre Forschungsvorhaben ein. Das Laborgebäude des KCCR wurde mit Mitteln der Volkswagenstiftung, staatlichen Institutionen und der Vereinigung der Freunde des Tropeninstituts Hamburg e.V. errichtet und erweitert.

 

Der BNITM-Vorsitzende Prof. Jürgen May spricht über die Anfänge des Joint Ventures zur Gründung des KCCR in Ghana.

Zu sehen sind zwei Seiten des Staatsvertrags, links unten mit rotem Siegel, Datum und Unterschriften.
Gruppenfoto mit Vertreter:innen
Das Bild zeigt einen grünen Kran vor einem entstehenden Haus mit Gemäuer und ersten Dachbalken.

Ziele des KCCR

  • Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung zu tropentypischen Krankheiten, medizinische Epidemiologie und Implementation von Gesundheitsthemen von regionaler Bedeutung

  • Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, um zu helfen, die Gesundheitsprobleme in Afrika unter Kontrolle zu bringen

  • einen Beitrag zu leisten, um die wissenschaftlichen und technischen Ressourcen bei der Krankheitsbekämpfung zu verbessern: durch Lehre, Postgraduiertenausbildung, wissenschaftliche Zusammenarbeit und den Unterhalt von Forschungsinfrastrukturen

  • Förderung der multinationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit bei der Diagnose, Behandlung und dem Management von Tropenkrankheiten.

Forschungsprofil

Das Forschungsprofil des KCCR entwickelt sich rasch weiter. Derzeitige etablierte Forschungsgruppen umfassen

  • Vernachlässigte tropische Hautkrankheiten & Buruli Ulcer
  • Molekulare Diagnostik
  • Infektionsimmunologie
  • One Health Virologie
  • One Health Bakteriologie
  • Infektionsepidemiologie
  • Filariose und Onchozerkose
  • Malaria und Entomologie
  • Bioinformatik und Computational Biology
  • Vektorbiologie
  • Infektionen und nicht-infektiöse Krankheiten
  • Klinische Forschung
  • Globale Gesundheit und Infektionskrankheiten
  • laufende klinische Studien zu Buruli Ulcer, COVID-19, Malaria und Filariose

Das KCCR hat eine Laborfläche von 300 Quadratmetern. Es verfügt über zwei Labore der Biosicherheitsstufe 3 für die Arbeit mit gefährlichen Bakterien und Viren. Dazu kommen Labore der Biosicherheitsstufe 2 (BSL-2) für Immunologie, Bakteriologie, Parasitologie, Virologie, Molekularbiologie und Entomologie. Straßenbeleuchtung, Warmwasser und Teile der Labors werden mit Solarstrom berieben.

Das Immunologielabor ist mit Durchflusszytometern, Inkubatoren, Eismaschinen, Zentrifugen und ELISA-Readern ausgestattet, das bakteriologische Labor mit einer Biosicherheitshaube, Brutschränken, Mikroskopen und biochemischen Kits zur Identifizierung von Bakterien. Außerdem verfügt es über das VITEK 2-System, das genaue und zuverlässige Ergebnisse zur Identifizierung von Mikroorganismen und zur Prüfung der Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika in weniger als 24 Stunden liefert.

Die Molekularbiologielabors sind mit Thermocyclern für Standard-PCR und Echtzeit-PCR ausgestattet. Zur Ausstattung gehören auch Illumina iSeq100, Qubit, Line Probe Assay, GeneXpert, Agarosegel-Elektrophoresegerät, Transilluminator, gekühlte Zentrifugen und Biosicherheitshauben. Die Agilent Tapestation bietet eine automatisierte Alternative zur herkömmlichen Gelelektrophorese, mit der Forschende die Menge und Größe von DNA- oder RNA-Proben aus wenigen Mikrolitern analysieren können.

Das Zentrum verfügt über mehrere Gefrierschränke mit Temperaturen von -20, -80 und -150 Grad sowie einen Kühlraum mit 4 bis 8 Grad für die Probenlagerung. Das neue Entomologielabor hat Kapazitäten für Parasitenkulturen. Beim Festakt anlässlich des 25jährigen Bestehens des KCCR wurde ein neuer Gebäudeteil mit Labors zur Bekämpfung von Krankheitsausbrüchen eröffnet. Er ist ausgestattet mit BSL3- und BSL2-Labors, Molekularbiologie, Sequenzierung, Bioinformatik, Telekonferenzen, Sitzungsräume und Büros für Wissenschaftler:innen. Die installierte Solaranlage sorgt für eine kontinuierliche Stromversorgung des BSL-3-Labors.

Wissenschaftlicher Direktor

Prof. Dr. Richard Phillips: ein Forscher mit kurzen, dunklen Haaren und Brille, im blauen Anzug mit hellblauer Krawatte und hellblauem Hemd.
Wissenschaftlicher Direktor KCCR

Prof. Dr. Richard Odame Phillips

E-Mail: info@kccr.de