Das KCCR: Eine internationale Plattform für biomedizinische Forschung
Zwischen 1968 und 1990 betrieb das BNITM eine Forschungsstation im Regenwald Liberias, 125 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Monrovia. Die „Liberia Research Unit“ lag auf einem Konzessionsgebiet einer Bergbaugesellschaft, die dort auch ein Krankenhaus betrieb. Als der Bürgerkrieg ausbrach, musste das Institut die Forschungsstation schließen.
In der Folge suchte die Institutsleitung zu Beginn der 1990erJahre Kooperationspartner in Ost- und West Afrika. In der jungen vierten Republik Ghanas fand sie ideale Bedingungen: politische Stabilität, eine engagierte Universität — und eine Bevölkerung mit großem Bedarf an tropenmedizinischer Versorgung. Die Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi hatte zwar eine medizinische Fakultät, aber kein Forschungslabor. Mehrere ihrer Professoren hatten in Deutschland studiert, sprachen also Deutsch und kannten das deutsche Wissenschaftssystem. Eine Win-Win-Situation.
1997 schlossen die Republik Ghana und die Freie und Hansestadt Hamburg einen Staatsvertrag zur Gründung eines Joint Venture zwischen KNUST, BNITM und ghanaischem Gesundheitsministerium. Danach sorgt das BNITM für die Grundfinanzierung und kümmert sich um den Bau eines modernen Laborgebäudes, die KNUST stellt einen Teil ihres Campus zur Verfügung und organisiert die Anbindung an die medizinische Fakultät. Die Wissenschaftler:innen des KCCR werben die notwendigen Drittmittel für ihre Forschungsvorhaben ein. Das Laborgebäude des KCCR wurde mit Mitteln der Volkswagenstiftung, staatlichen Institutionen und der Vereinigung der Freunde des Tropeninstituts Hamburg e.V. errichtet und erweitert.
Der BNITM-Vorsitzende Prof. Jürgen May spricht über die Anfänge des Joint Ventures zur Gründung des KCCR in Ghana.
Forschungsprofil
Das Forschungsprofil des KCCR entwickelt sich rasch weiter. Derzeitige etablierte Forschungsgruppen umfassen
- Vernachlässigte tropische Hautkrankheiten & Buruli Ulcer
- Molekulare Diagnostik
- Infektionsimmunologie
- One Health Virologie
- One Health Bakteriologie
- Infektionsepidemiologie
- Filariose und Onchozerkose
- Malaria und Entomologie
- Bioinformatik und Computational Biology
- Vektorbiologie
- Infektionen und nicht-infektiöse Krankheiten
- Klinische Forschung
- Globale Gesundheit und Infektionskrankheiten
- laufende klinische Studien zu Buruli Ulcer, COVID-19, Malaria und Filariose
Das KCCR hat eine Laborfläche von 300 Quadratmetern. Es verfügt über zwei Labore der Biosicherheitsstufe 3 für die Arbeit mit gefährlichen Bakterien und Viren. Dazu kommen Labore der Biosicherheitsstufe 2 (BSL-2) für Immunologie, Bakteriologie, Parasitologie, Virologie, Molekularbiologie und Entomologie. Straßenbeleuchtung, Warmwasser und Teile der Labors werden mit Solarstrom berieben.
Das Immunologielabor ist mit Durchflusszytometern, Inkubatoren, Eismaschinen, Zentrifugen und ELISA-Readern ausgestattet, das bakteriologische Labor mit einer Biosicherheitshaube, Brutschränken, Mikroskopen und biochemischen Kits zur Identifizierung von Bakterien. Außerdem verfügt es über das VITEK 2-System, das genaue und zuverlässige Ergebnisse zur Identifizierung von Mikroorganismen und zur Prüfung der Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika in weniger als 24 Stunden liefert.
Die Molekularbiologielabors sind mit Thermocyclern für Standard-PCR und Echtzeit-PCR ausgestattet. Zur Ausstattung gehören auch Illumina iSeq100, Qubit, Line Probe Assay, GeneXpert, Agarosegel-Elektrophoresegerät, Transilluminator, gekühlte Zentrifugen und Biosicherheitshauben. Die Agilent Tapestation bietet eine automatisierte Alternative zur herkömmlichen Gelelektrophorese, mit der Forschende die Menge und Größe von DNA- oder RNA-Proben aus wenigen Mikrolitern analysieren können.
Das Zentrum verfügt über mehrere Gefrierschränke mit Temperaturen von -20, -80 und -150 Grad sowie einen Kühlraum mit 4 bis 8 Grad für die Probenlagerung. Das neue Entomologielabor hat Kapazitäten für Parasitenkulturen. Beim Festakt anlässlich des 25jährigen Bestehens des KCCR wurde ein neuer Gebäudeteil mit Labors zur Bekämpfung von Krankheitsausbrüchen eröffnet. Er ist ausgestattet mit BSL3- und BSL2-Labors, Molekularbiologie, Sequenzierung, Bioinformatik, Telekonferenzen, Sitzungsräume und Büros für Wissenschaftler:innen. Die installierte Solaranlage sorgt für eine kontinuierliche Stromversorgung des BSL-3-Labors.
Wissenschaftlicher Direktor
- Flyer des KCCR ( PDF 955 KB )