Gefährliche Durchfallerkrankung bei Säuglingen und Kleinkindern in Subsahara-Afrika: Neue Erkenntnisse zu Übertragungswegen von Kryptosporidien
Kryptosporidien werden hauptsächlich von Kind zu Kind übertragen. Das enge Zusammenleben mit Nutztieren hat anders als bisher angenommen keine große Bedeutung. Zu diesem Schluss kommt eine Forschungsgruppe des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin. Die Arbeitsgruppe Infektionsepidemiologie hat unter Leitung von Daniel Eibach und Ralf Krumkamp die bisher größte Studie zu Kryptosporidien durchgeführt und kürzlich ihre Arbeit in der Fachzeitschrift Clinical Infectious Deseases veröffentlicht.
Durchfallerkrankungen sind weiterhin eine der Hauptursachen für Kindersterblichkeit in Entwicklungsländern. Die meisten davon werden durch Rotaviren verursacht, gleich danach folgen sogenannte Kryptosporidien. Allein in Südasien und Subsahara-Afrika ist der Parasit für jährlich 200.000 Todesfälle bei Kindern unter zwei Jahren verantwortlich. Außerdem wird er mit Folgeerkrankungen bei mehr als 7 Millionen Kindern in diesen Regionen in Verbindung gebracht.
Die Forschungsgruppe um Daniel Eibach und Ralf Krumkamp führte in den vier afrikanischen Ländern Gabun, Ghana, Tansania und Madagaskar umfangreiche Untersuchungen zu Übertragungsmechanismen durch. Dabei nahmen sie in Studienkrankenhäusern Stuhlproben von Kindern, um sie auf Kryptosporidien zu untersuchen. Kryptosporidium-positive und auch -negative Kinder verfolgten sie zurück in ihre Gemeinden. Hier sammelten sie Stuhlproben von Haushaltsmitgliedern sowie aus benachbarten Haushalten. Zudem bezogen sie Proben von Haustieren ein. Anschließend untersuchten die Forschenden diese Proben auf Kryptosporidien. Bei positiven Ergebnissen ermittelten sie spezifische Gen-Sequenzen, verglichen diese miteinander und rekonstruierten Übertragungswege. Auf diese Weise identifizierte die Forschungsgruppe Übertragungsketten und ermittelte das Risiko einer Ansteckung durch Haushaltskontakte, durch Kontakte in der Nachbarschaft oder durch Kontakt zu Tieren.
Die Autoren fanden heraus, dass benachbarte Kinder unter fünf Jahren das höchste Risiko einer Kryptosporidienübertragung zeigen. Dabei wird die Infektion vor allem von Kind zu Kind weitergegeben. Die zoonotische Übertragung durch Tiere spielte eine untergeordnete Rolle, so Ralf Krumkamp: „Das ist eine wichtige Information, um die Ausbreitung von Kryptosporidien im ländlichen Subsahara-Afrika und auch in anderen Regionen einzudämmen: Das Problem ist nicht so sehr das enge Zusammenleben von Mensch und Tier. Wichtiger sind gute sanitäre Einrichtungen, sauberes Wasser und Hygiene.“
Bisher gibt es weder einen Impfstoff noch spezielle Medikamente gegen Kryptosporidien. Eine Erkrankung kann neben schweren Durchfällen zu Wachstumsverzögerungen und Behinderungen führen und belasten somit die kindliche Entwicklung nachhaltig.
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